Hyperreglementierung - macht das noch Spaß?

Die neuen Richtlinien, die seit diesem Jahr für das Kürlaufen gelten, machen das Leben der Rollkunstläufer nicht leicht. Damit sind nicht nur die Aktiven, sondern auch die Trainer und Wertungsrichter gemeint. Wo bleibt die Möglichkeit der freien Entfaltung oder der Genuß, sich ein Kürprogramm anzuschauen oder aufzubauen?

Der Druck auf den Läufer steigt enorm, da er bei einer spontanen Änderung in seinem Programm oder für den Fall, dass ein Element vergisst am Ende mit hoher Wahrscheinlichkeit dafür hart bestraft wird. Ändert er die Reihenfolge , macht ein Element zu viel oder vergisst ein vorgeschriebenes Element ganz, geht die Wertung rapide in den Keller. Auch wenn das Dargebotene technisch einwandfrei war!

 

Als Trainer kann man seinem Schützling nicht mehr den Rat geben, "einfach weiter zu laufen." Der Sportler muss sich immer bewusst sein, was er als nächstes machen darf oder muss.

Wie geht man als Trainer an die Sache ran? Ich finde es unheimlich schwer, ein Programm aufzubauen - besonders in den Schülerklassen. Bislang orientierte ich mich immer an der Musik und entschied daraufhin, was ich in welcher Sequenz der Kür einstudiere. Doch nun muss ich Elemente zählen und die Reihenfolge einhalten - ob es die Musik hergibt oder nicht.

 

Auch die Wertungsrichter leiden unter der neuen Regelung. Sie müssen nicht nur zählen, wieviele verschiedene Elemente im Programm vorhanden sind, sondern auch, wie oft das einzelne sich wiederholt. Ist die Technik korrekt und stimmt die Reihenfolge? Die Choreographie als Ganzes geht vollkommen verloren und kann gar nicht mehr seine Wirkung entfalten. Das nimmt den Spaß am Zuschauen und an der Arbeit - für alle Beteiligten.

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Kommentare: 4
  • #1

    Steffi Greite (Donnerstag, 20 Juni 2013 18:19)

    Muss ich dir recht geben... ich hab noch nie so oft die Sprünge in den Kürprogrammen nachgezählt. Was auch noch nicht bedacht wurde, ist die Zuschauerfreundlichkeit. Für einen Zuschauer ist es sowieso schon schwer Rollkunstlaufen zu verstehen. Mit den neuen Regeln ist es noch schwieriger und schnell macht sich Unverständnis und Unzufriedenheit in Bezug auf die Wertungsnoten breit.

  • #2

    Jacqueline (Donnerstag, 20 Juni 2013 19:19)

    Dieser Regulierungswahn ist wohl definitiv eine Deutsche Unart. In IT und sonst im Ausland läuft das alles anders, da hat RKL auch einen viel größeren Zulauf und ERFOLG! Ich finde die Regeln stehen inzwischen in keinem gesunden Verhältnis mehr zu den tatsächlichen Rahmenbedingungen in Deutschland. Z.B. Systematische, regelmäßiges Trainerausbildungsangebot? néant! Förderung des Breitensports im Sinne von "aus der Breite kommt die Spitze" néant! Denke die einzigen, die einen etwas aber auch nur wenig einfacheren Job langfristig haben, sind die Wertungsrichter, die dann nur noch Sekunden zählen müssen, Sprünge und Reihenfolgen überwachen - aber wenigstens einer hat es dann leichter. Und der Dachverband sowie die Landesverbände lenken ganz herrlich von ihren objektiv vorhandenen Defiziten locker mal ab.

  • #3

    Nathalie (Donnerstag, 20 Juni 2013 20:46)

    Ich stimme dir in einem schon zu: dieser Regulierungswahn ist eine Unart. Jedoch kamen diese Regeln vom europäischen Verband. Und da sind einige ausländische Nationen daran Schuld. Wir müssen da jetzt drunter leiden, das man keine andere Lösungen gefunden hat.
    Beispiel Pirouetten: in den meisten italienischen Küren wurden schon seit einigen Jahren, die einzigen Pirouetten am Ende und direkt hintereinander gemacht. Kann schon verstehen, dass man das vermeiden möchte > aber warum gleich so? Hätte nicht erstmal ein rigoroser Punktabzug gereicht? AN diesem Beispiel sehe ich ein großes Problem für Pirouetten-Spezialisten. Ich war so eine. Hätte es zeitlich gar nicht unterbringen können, meine 3 Pirouetten in ein Kürprogramm unter zu kriegen. Diese Regeln sind in meinen Augen, nicht richtig durchdacht. Wir Deutschen sind halt, wie in fast allen Dingen, einfach konsequenter und auf internationaler Seite, dürfen wir uns auch keine Regelwidrigkeiten erlauben.
    Es ist echt schwer :-(

  • #4

    Renate (Samstag, 22 Juni 2013 07:30)

    Hallo Jacqueline
    ich gebe Dir völlig Recht, daß dieser Regulierungswahn auch für mich total übertrieben ist. Aber...
    Fortbildungen finden jährlich in Garmisch an Pfingsten statt. Es könnten natürlich noch mehr Angebote stattfinden aber dies ist schon aus zeitlichen Gründen in unserem ziemlich vollbesetzten Wettkampf- und Meisterschaftsprogramm nicht einfach.
    Breitensportförderung ist keine Angelegenheit des DRIV sondern der Landesverbände.
    Ich bin auch absolut nicht der Meinung das es für die Wertungsrichter einfacher wird. Ich denke die ganzen Regeln kann kein Wertungsrichter alleine für eine Kür beachten. Da brauchen sie Schiedsrichter oder was auch immer um zu zählen, Reihenfolge beachten, zu prüfen war es eine Pizzaecke die gefehlt hat oder war es mehr, war der Toulopp sauber, gerade noch gültig oder ganz ungültig.
    Was mich total stört ist die Wahrscheinlichkeit das unsere Küren immer einheitlicher werden.
    Ich gebe auch den Wertungsrichtern etwas Schuld an diesen neuen Regeln. In meinen Augen hätten sie durch einen enormen Abzug in der B-Note, wenn das Programm nicht ausgewogen war, dies verhindernn können aber so bekamen gerade die Italiener durch ihre tollen Sprungelemente sogar noch etwas mehr in der B-Note.
    Jetzt müssen wir damit leben und wir werden sehen wie dieses Jahr die Wertungen aussehen.
    Ich würde mich freuen wieder Küren zu sehen und aufzubauen die sich nach der Musik richten, Elemente einbauen zu dürfen die der Läufer kann ohne zählen zu müssen und auch der Wertungsrichter soll seine persönliche Meinung durch seine Noten zum Ausdruck bringen.